
Freundschaften sind manchmal der einzige Grund, warum man an einem Dienstagabend noch klar denken kann. Zwischen Sprachnachrichten, Screenshots und überfüllten To‑do‑Listen sind es die Menschen, mit denen man wirklich redet, die den Unterschied machen.
Solche Gespräche kommen vielen bekannt vor: wenn du deiner besten Freundin schreibst, dass du endlich diese eine toxische Freundin blockiert hast. Oder dass du dich fragst, ob du dich mit dem Typen von Hinge wirklich an einem Donnerstagabend auf dem Schulterblatt treffen willst, nur um dann 2 Stunden übers Auflegen oder seinem lebensverändernden Trip nach Marokko vollgelappt zu werden. Von deinem letzten Streit mit deiner Mutter; wie wütend du auf sie bist und wie sehr ihr euch ähnelt. Oder dass du einfach nicht weißt, wann du das letzte Mal etwas nur für dich getan hast.
Und dann antwortet jemand mit einem Satz, der dich für einen Moment aufrichtet.
Aus solchen Gesprächen entsteht oft mehr, als man denkt: eine Idee, ein Gedanke, ein Impuls oder eine Bestätigung. Es ist erstaunlich, wie kreativ man wird, wenn man sich verstanden fühlt. Zwischen Lachen, Ironie und ehrlicher Zuneigung entsteht dieses kleine Labor für alles, was noch möglich ist.
Balkone sind für mich dabei eine Art Beichtstuhl für solche Gespräche geworden. Nur ohne Priester, ohne Urteil. Auf Balkonen lassen sich Gespräche manchmal ehrlicher führen, als würde dieser Ort, genauso wie Beichtstühle, aktiv dazu auffordern endlich die ganze Wahrheit rauszulassen. Da sitzt aber kein Priester, keine „höhere Instanz“, die urteilt, sondern eine Freundin, die einem einfach zuhört. Nickt, versteht, umarmt und an den richtigen Stellen lacht oder manchmal auch mit einem weint.
Diese Kolumne soll genau das werden: ein Ort ohne erhobenen Zeigefinger. Kein Priester auf der anderen Seite, niemand, der das letzte Wort hat. Nur Gedanken, die im Raum stehen dürfen, so wie ehrliche Gespräche unter Freunden auf einem Balkon.
Denn manchmal reicht genau das: eine Nachricht, ein Drink, ein Gespräch unter Freunden, um wieder zu wissen, wer man ist.
– petra deak

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